Kolibri

Diese Fingerübung, erbaut mit Lupe, Pinzette und Sekundenkleber, ist die Antwort auf die Frage “Wie klein kann man einen brauchbaren Röhrenverstärker bauen”. Anregung dazu war der Bastelwettbewerb 2004 von Jogis Röhrenbude und der im Anschluß daran entstandene Beitrag bei Jogi über Hermanns Mini-Amp.

Um es vornweg zu sagen, das Ergebnis übertrifft alle meine Erwartungen, nicht zuletzt auch hinsichtlich des eigentlich als Bastel-AÜ konzipierten 53.43 mit seinen für die Größe hervorragenden Eigenschaften.

Im Mai 2005 überließ ich den Kolibri für einige Wochen Peter Grundig (GREATECH), der sich wohl zum Röhrenbudenstammtisch im März 2005 in Mühlheim auch etwas in das kleine, heiße Teil verguckt hatte. Peter Grundig versucht, das Konzept so umzuarbeiten, daß es sich, auch unter Einhaltung gängiger Sicherheitsbestimmungen, herstellen läßt. Leider müssen dabei auch Kompromisse in Bezug auf Größe und Proportionen eingegangen werden, aber ich denke es wird trotzdem ein hübsches Gerät. Mittlerweile kann man auf der website schon ein paar Bilder zum Aufbau sehen

Die im Mai veranstaltete HighEnd in München war eine willkommene Gelegenheit, den Kolibri mal einem breiteren Publikum vorzustellen und auch an diversen Anlagen und Lautsprechern zu testen. Also wurde er kurzerhand eingepackt und am Stand von Peter ausgestellt. Die Resonanz war recht groß, wie auch einige Internetseiten zeigen:

Falls jemand weitere Bilder findet, bitte eine kurze mail mit dem link an mich

Das ist er also, der Kolibri:

Die ursprünglich von Herrman verwendete Schaltung sah schon brauchbar aus, entspicht sie ja auch meiner Philosophie, Pentoden und Trioden zusammen zu verwenden. Speziell bei Verwendung einer direkten Gegenkopplung zwischen Vor- und Endröhre lassen sich mit dieser Kombination die Vorteile beider Röhrentypen hervorragend nutzen.

Die original verwendete Vorstufen-Triode ist allerdings etwas übertrieben, damit ließe sich schon die Endstufe in einem kleinen Trioden-Gegentaktverstärker bestücken. Durch Zufall kam ich mal an ein paar 6247, diese Röhre ist eine hervorragende NF-Triode und in dieser Schaltung optimal einsetzbar .

Die aus den Datenblattangaben berechnete und aufgebaute Versuchsschaltung lief auf Anhieb, die Arbeitspunkte stimmten. Damit stand die Schaltung fest:

Mit der Schaltung waren also die Röhren und Trafos als bestimmende Größe für das Gehäuse festgelegt, die Zielstellung, mit der Grundfläche nicht größer zu sein als eine MC-Hülle  (war Hermanns Amp doch schon kleiner als eine CD-Hülle), war erreicht. Eine MC-Hülle hat die Außenmaße 109 x 69, also gut 75cm². Der Kolibri mit den Außenmaßen 90 x 72 bleibt mit knapp 65cm² gut darunter. Die Höhe ergibt sich für ansprechende Proportionen zu H=22mm. Ein Verhältnis von mindestens 4:1 für Breite x Höhe des Chassis finde ich optisch ansprechend, kleinere Wert ergeben leicht einen klobig wirkenden Charakter.

Also wurde erst mal eine Montageplatte entworfen und gefräst, um die Anordnung der Bauteile zu testen. Dazu noch die 4 Seitenwände, um erste Vorstellungen vom Aussehen und vor allem von den Platzverhältnissen zu bekommen:

Einziger Punkt für Nachbesserungs war die Position der Vorstufenröhren, diese waren etwas zu nah am Lautstärkepoti. Bei der Gelegenheit wurden auch gleich noch zwei zusätzliche Lautsprecherbuchsen eingeplant, da der  vorgesehene Ausgangstrafo 53.43 einen zusätzlichen 4-Ohm-Abgriff hat, der natürlich auch genutzt werden kann.

Das Netzteil sollte aus optischen Gründen möglichst das gleiche Gehäuse erhalten, und da die Schaltung der Endstufe nun feststand waren auch die Anforderungen definiert. Im Netzteil kommt aus Platzgründen eine Transistorsiebung zum Einsatz. Diese hatte sich schon beim Darling und vorher beim Zwerg bewährt. Abweichend von diesen Schaltungen arbeitet sie hier ohne Stabilisierung, da der Netztrafo Spannungsmäßig etwas knapp kalkuliert wurde, bei Unterspannung kam es zu Unterschreitung der Z-Diodenspannung und damit zu Störgeräuschen, da die Siebung dann nicht mehr richtig funktionierte. Das Weglassen der Z-Diode und Einfügen von R4 bewirkt nun eine gleichbleibend gute Siebwirkung, auch bei Schwankungen der Netzspannung. Für die Schaltung selbst ist das kein Problem, da die Endstufe hier mit Katodenkombination arbeitet und entsprechend wenig auf Änderung der Betriebsspannung reagiert. Über das Verhältnis R4/R3 läßt sich die über den Transistoren abfallende Spannung beeinflussen, ich habe etwa 4,5V eingestellt. Die Glimmlampen dienen zur schnellen Fehlerdiagnose, Gl1 als Netzkontrolle, Gl2 zeigt die vorhandene Anodenspannung an. 

Nachdem nun alle wichtigen Fragen geklärt waren blieb nur noch das Problem der Netztspannungszuführung und die Verbindung der Stromversorgung zur Endstufe. Die Suche nach geeigneten Steckverbindern brachte schließlich ein Ergebnis, Hirschmann stellt u.a. auch Steckverbinder für Pneumatikventile her, eine Type davon auch für Netzspannung mit vorlaufendem Schutzleiteranschluß. Die NF-Zuführung erfolgt über eine Standard-Klinkenbuchse 3,5mm Stereo. Nun konnte es endlich an den Aufbau gehen. Die erforderlichen Durchbrüche für die Buchsen wurden in die Rückseiten eingebracht. Dann wurden die Seitenteile mit Skundenkleber zu einem Rahmen verklebt, die Bodenplatten dienten dabei als Lehre für rechtwinkliges Fügen. Danach wurden zusätzliche kleine Blechwinkel zur Verstärkung in die Ecken geklebt. Den endgültigen Zusammenhalt der Gehäuse erledigen Verschraubungen durch die Bodenplatte an den Positionen der Trafoschrauben. Diese greifen in Messingbolzen mit Innengewinde, welche auf die Schraubenenden aufgedreht wurden.

Die Verdrahtung ist fliegend im Gehäuse untergebracht, für Leiterplatten fehlt einfach der Platz: 

Die erreichten Daten des Gerätes können sich durchaus sehen lassen, hier die Messungen von Frequenzgang und Klirrspektrum:

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